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Scheinwelt 23

28.03.1979 In Three Mile Island USA kommt es im Reaktorblock 2 zu einer Kernschmelze
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Einführung

I. Der Glaube des Menschen
II. 1963 im Zeitalter von TV, Radio und Zeitung
III. 1991 Revolution Internet
IV. Manifestation von Wahrheiten in unserer Gesellschaft
V. Das Vertrauen in die Presse
VI. Scheinwelt

I. Der Glaube des Menschen

Durch welche Einflüsse im Leben entsteht der Glaube eines Menschen? Wahrscheinlich wissen viele Leser eine Antwort darauf, dennoch sollte man sich die Unmenge der Faktoren mal bewusst vor Augen führen. Der Mensch ist das Produkt seiner kompletten Erlebnisse, Erfahrungen und Schicksalsschläge innerhalb seiner Umgebung. In der ersten Phase wächst das Kind in totaler Abhängigkeit und Unselbstständigkeit bei den Eltern bzw. Pflegeeltern auf. Das heranwachsende Kind hat kaum Einfluss darauf, wie viel Zuneigung, Aufmerksamkeit, Erziehung, Pflege und Nahrung es erhält. Und gerade die ersten Jahre eines Kindes haben eine enorme Auswirkung auf die Entwicklung des späteren Charakters. Weitere wichtige Faktoren stellt die Umgebung des Kindes und auch der finanzielle Stand der Eltern dar. Ein Kind, das mitten im Grünen aufwächst, wird andere Erfahrungen und Blümchen sammeln als ein Stadtkind, das bereits jede Automarke kennt. Genauso wird ein Kind aus einem wohlhabenden Familienverhältnis eine andere Relation zu materiellen Gütern bekommen, wie jemand der wenig bis gar nichts Materielles besitzt.

Beim Übergang vom Kind sein zum Jugendlichen steigt die Anzahl der prägenden Faktoren nochmals exponentiell an. Alle oben erwähnten Einflüsse haben nach wie vor Bestand, dennoch treten nun unzählige neue Parameter im Leben auf, wie z. B. Schule, Lehrer, Bücher, Fernsehen, Radio, Handys, Internet, Werbung, Nachrichten, Videospiele, Musik, Scheinwelt 23, Freunde, Partner, Alkohol, Spielfilme, Konzerte, Disco, Sport, Haustiere, Skateboard, Vereine und Haustechnik, um nur mal einige zu nennen. In diesem Abschnitt des Lebens befinden sich viele Jugendliche in einer Art Selbstfindungsphase, auf der Suche nach Identität und einem höheren Sinn im Leben. Zur Vereinfachung kann man die Jugendlichen grob in 2 Gruppen unterteilen. Die ersten Gruppe hat sich den Eltern und den Erwachsenen komplett untergeordnet, während die zweite Gruppe meist gegen die konservative, erwachsenen Front rebelliert. Jugendliche, die keiner der beiden Gruppen zugeordnet werden können, liegen meist irgendwo dazwischen. Für die erste Gruppe ist es meist wesentlich einfacher den Weg der Selbstfindung zu durchschreiten, da diese sämtliche Antworten auf einem goldenen Tablett von der Gesellschaft serviert bekommt. Ein Griff zum Tablett reicht und man ist vollkommen illuminiert. Die andere Fraktion hat es da wesentlich schwerer, weil diese die vorgegebenen Lebensziele der Gesellschaft einfach nicht akzeptieren will. Doch auch hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der letzte Jugendliche einen passablen Weg für sich gefunden hat.

Geprägt durch Schicksalsschläge, den Interessen aus dem eigenen Freundeskreis und den Richtlinien unserer Gesellschaft wurde das erwachsen gewordene Individuum mit einer charakterlichen Basis ausgestattet. Jetzt fehlt nur noch der letzte Feinschliff und im Anschluss die Kreation oder das Verfestigen des Glaubens. Charakter und Glaube sind ziemlich eng miteinander verflochten und sobald sich ein Charakter beim jungen Menschen entwickelt hat, entsteht zeitgleich oder leicht versetzt der Glaube. Aufgrund der jahrelangen Entwicklung und der Austausch mit anderen Mitmenschen und das Beziehen von einer Vielzahl von Informationen entwickelt sich der Glaube in einem Menschen. Wenn man sich mal die Mühe macht, in seinem Bekannten- oder Freundeskreis bestimmte Glaubensfragen anzuschneiden, so wird man sehr schnell feststellen, dass auch nahe stehende Menschen zu konkreten Themen die unterschiedlichsten Meinungen aufweisen. Es gibt natürlich auch viele Übereinstimmungen gerade bei logischen oder wissenschaftlich bewiesenen Themen wie beispielsweise den Naturgesetzen. Doch bei abstrakten Fragen wie beispielsweise 'Gibt es außer den Menschen noch Leben im Universum?', werden die unterschiedlichsten Antworten mit den verschiedensten Argumentationen folgen.

Eben noch ein Kleinkind und im nächsten Moment steht ein fertig programmierter Mensch vor uns, der soweit mit Wissen und Informationen vollgepumpt wurde, dass dieser nun bereit ist, seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Und als Belohnung locken die Scheinweltscheine, die uns ein Leben in vollster Zufriedenheit garantieren. YES! Mission Complete!

Doch wie ist ein Mensch wirklich konzipiert? Gibt es grundlegende Eigenschaften, die man als Mensch in die Wiege gelegt bekommt, ohne dass die angewandte Erziehung Einfluss darauf hat? Vielleicht kann man anhand von extremen Beispielen die Grundbeschaffenheit von Menschen feststellen?

Es existieren einige dokumentierte Fälle von Kleinkindern, die in der Wildnis ausgesetzt worden sind und von Tieren wie z. B. Wölfen aufgenommen wurden. Diese Kleinkinder passen sich ihrer neuen Umgebung komplett an. Sie konsumieren rohes Fleisch, kriechen auf allen Vieren und entwickeln eine Resistenz gegenüber Kälte und Hitze. Nach Jahren fand man einige dieser Wolfskinder wieder und man versuchte diese zu resozialisieren. In fast allen Fällen scheiterte der Versuch diese Wilden wieder in unser System zu integrieren.

Ein anderes extremes Beispiel sind afrikanische Kindersoldaten. Diese werden von klein auf ausgebildet, nur mit dem Ziel, andere Menschen zu töten. Eventuell haben diese Kinder ihre Eltern verloren und die Ausbilder nutzen die Orientierungslosigkeit, die Schwäche und Leichtgläubigkeit aus, um diese Kinder zu kontrollieren und nach Belieben zu manipulieren, mit dem Ziel steuerbare Tötungsmaschinen zu kreieren.

Sind nun Menschen global betrachtet wilde Wölfe oder Kinder kontrollierbare Killer? Nein, aber was ich mit diesen Extrembeispielen zeigen wollte, ist die Tatsache, dass man Menschen nach Belieben programmieren kann. Nach der Geburt stellt der Mensch ein weißes, unbeschriebenes, elastisches Blatt Papier dar. Und dieses lässt sich nach allen erdenklichen Variationen formen und beschreiben. Und dieser Vorgang geschieht in allen Ländern auf dieser Welt und schon dadurch existieren sehr große Unterschiede im Glauben der Menschen untereinander, da jedes Land den Menschen ein anderes Weltbild und andere Werte vermittelt. Aber wir haben ziemliches Glück, da wir uns in einem der wenigen Länder befinden, wo einem nahezu die Wahrheit erzählt wird. Oder nicht?

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II. 1963 im Zeitalter von TV, Radio und Zeitung

Nun versetzen wir uns einmal in die Zeit 1963 zurück. Um über Geschehnisse global informiert zu werden, existieren Medien wie das Fernsehen, das Radio und die Zeitung. Dadurch dass die einzelnen Länder immer mehr miteinander agieren, ist es umso wichtiger für Menschen, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was sich alles so in der Welt ereignet. Globales Wissen kann aus Neugierde oder um sich einen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen, bezogen werden. Natürlich können nicht alle Nachrichten berücksichtigt werden, deswegen wird die große Anzahl der Meldungen schon vorher gefiltert und die als relevant angesehenen Ereignisse werden in Bild, Ton und Schrift der Bevölkerung präsentiert. Viele Nachrichten besitzen einen geringen Stellenwert und haben kaum Einfluss auf das Weltgeschehen. Doch manchmal ereignen sich auch Ereignisse, die eine große Veränderung in der Welt nach sich ziehen. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Umweltkatastrophe, der Beginn eines Krieges oder Sturz eines Diktators handeln.

Der 22. November 1963 war so ein Tag, an dem sich viel für die Welt änderte. Deswegen schlagen wir nun rein fiktiv die Zeitung am 23.11.1963 auf und müssen mit Entsetzen feststellen, dass der damalige US-Präsident John F. Kennedy am Vortag einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Benommen von der Nachricht schalten wir den schwarzweiß Fernseher ein und versuchen weitere Informationen über den Vorfall zu beziehen. In den Nachrichten wird berichtet, dass man ein altes Gewehr mit drei leeren Patronenhülsen im 5. Stock eines Schulbuchlagers gefunden hatte. Später wird uns ein 24 Jähriger namens Lee Harvey Oswald als vermutlicher Attentäter mit marxistischem Hintergrund präsentiert. Auch wenn uns die unvollständige Liste der verunglückten Zeugen im Mordfall John F. Kennedy sehr lang erscheint, befassen wir uns nicht mit dem Ereignis an sich, sondern mit der Wirkung einer bedeutenden Nachricht innerhalb unserer Gesellschaft.

Das Problem oder das Schöne an der damaligen Zeit war, man hat kaum Möglichkeiten gehabt, bei großen Ereignissen in der Welt, eine Meldung zu verifizieren. Welche Referenzen hätte man z. B. im Falle Kennedys heranziehen können, wenn man in Europa lebte? Mit hochrangigen Kontakten oder eine Menge Geld hätte man eventuell noch eine Chance gehabt, mehr Informationen zu beziehen. Aber als einfacher Durchschnittsbürger war man komplett auf die Mitteilungen der öffentlichen Medien angewiesen. Entweder vertraute man der freien öffentlichen Presse oder man tat es nicht. Und viele Alternativen gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Die Welt war damals nicht so digital vernetzt, wie es heute der Fall ist. Sofern die Presse frei, unabhängig und ehrlich war, konnten die Menschen es zu schätzen wissen, ein Sprachrohr der Wahrheit in ihrer Gesellschaft zu besitzen. Wenn jedoch die Presse unter Einfluss von Politik, Geheimdiensten, Militär, Wirtschaft und Mafia stand, konnten die Menschen es auch zu schätzen wissen, ein Sprachrohr der scheinbaren Wahrheit zu besitzen, deren Missbrauch man nicht erkannte. Eine Lüge, die als Wahrheit von der Bevölkerung angenommen wird, ist immer noch um einiges besser als eine enttarnte Lüge. Die Macht der Medien ist gewaltig, da man mittels Nachrichten Meinungen, Stimmungen und Ängste erzeugen und kontrollieren kann. Manipulation kann darüber stattfinden, dass man Desinformationen streut oder auch bedeutende Information zurück hält. Mittels bewusster Wortwahl und Bildern in den Medien können Geschehnisse auch verstärkt oder verharmlost werden. Ein Staat, welcher über die totale Kontrolle der Medien verfügt, kann nahezu frei handeln. Doch in wieweit dieses Wissen missbraucht wird oder wurde, kann man nur schwer sagen.

Doch wie war die Meinung der Bevölkerung damals in Amerika als John F. Kennedy erschossen wurde? Nun, das Ereignis besteht aus einem Attentat mit einem Opfer und einem oder mehreren Tätern. Das John F. Kennedy bei einem Attentat in Dallas 1963 ums Leben gekommen ist, soweit waren sich alle Amerikaner einig. Doch bei Frage, wer der Täter oder die Täter seien, da waren sich viele Bürger uneins. Die Einzeltätertheorie mit Lee Harvey Oswald, die von der Mainstreampresse hauptsächlich vertreten wurde, daran glaubten nur 29% der Amerikaner. Die Warren-Kommision wurde ins Leben gerufen, um dieses Attentat seriös zu untersuchen. Doch unter den Mitgliedern befand sich auch der ehemalige CIA Direktor Allen Welsh Dulles, welcher von Kennedy persönlich vom Amt enthoben wurde. Trotz zahlreicher Widersprüche im Kennedy Fall und einer Vielzahl von Informationen, die auf mehrere Täter hindeuteten, kam die Warren-Kommission zu dem Urteil, dass Lee Harvey Oswald der alleinige Täter John F. Kennedys war. Ob die Warren-Kommission wirklich zum Ziel hatte, den Mordfall Kennedys objektiv zu untersuchen, kann ruhig bezweifelt werden.

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III. 1991 Revolution Internet

Nicht nur politische oder wirtschaftliche Ereignisse können die Welt verändern, sondern auch technische Errungenschaften wie zum Beispiel die Erfindung des Internets. Es ist unklar inwieweit sich die Mächtigen dieser Welt bewusst waren, was für beträchtliche Konsequenzen die Einführung des Internets mit sich bringen würde. Keine Erfindung der letzten Jahre, neben den Mobilfunktelefonen, hat die Lebensgewohnheiten der Menschen so stark verändert, wie das Internet. Die Zahl der Internetbenutzer steigt von Tag zu Tag. Seit 2011 gibt es mehr als 2 Milliarden Menschen, die einen Internetzugang besitzen. Das Internet ist ein riesiges digitales Netzwerk, das Menschen miteinander verbindet. Im Grunde werden nur Datenpakete von A nach B ausgetauscht, aber alleine das bietet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten für den Internetbenutzer. Früher schrieb man Briefe mit der Hand und der Empfänger musste manchmal einige Tage warten bis der Brief den Briefkasten erreichte. Heute schreiben die Menschen zum größten Teil Mails und der Empfänger erhält die Post innerhalb von Sekunden. Manchmal fügt man noch ein persönliches Bild hinzu oder ein kleines lustiges Programm mit einem versteckten Virus. Wenn man sich in Echtzeit mit Freunden über die Tastatur unterhalten möchte, so kann man auf Chat Programme zurückgreifen. Wenn man sich über bestimmte Themen austauschen möchte, so kann man Foren nutzen, die jedes erdenkliche Thema durchkauen. Und das Unglaubliche ist, dass man tatsächlich jedes Thema findet. Vor einigen Jahren bin ich per Zufall auf ein Forum gestoßen, wo sich Junkies über den Reinhartsgrad und den Preis von Heroin in Deutschland unterhielten. Die Forendiskussionen dort waren mehr als amüsant...

In der Vergangenheit traf man sich noch real mit Freunden, um einen netten Abend mit einem Brettspiel zu verbringen. Heute geht die Tendenz eher dahin, dass sich immer mehr Menschen im Internet verabreden, um gemeinsam Onlinespiele zu bestreiten. Doch das Internet wird nicht nur zum Spielen und Kommunizieren genutzt. Es bietet auch eine schier unendliche Zahl von Internetseiten an, die man besuchen kann. Zu jedem erdenklichen Thema existieren private oder institutionelle Seiten. Viele Seiten dienen der Information oder zur Unterhaltung, aber auch kommerzielle Zwecke werden darüber verfolgt. Fast jedes mittelständische oder große Unternehmen besitzt einen Internetauftritt. Die Presse nutzt diese Möglichkeit auch, um die Menschen über diesen Weg mit Neuigkeiten zu versorgen.

Das Ganze macht noch keine Revolution aus, auch wenn die Menge der Möglichkeiten im Internet exorbitant erscheint. Das eigentliche Revolutionierende am Internet ist die Tatsache, dass man sich schnell über jedes Ereignis informieren kann. Die Abhängigkeit der Menschen von Medien wurde durch die Einführung des Internets komplett aufgeweicht. Wenn irgendwo in der Welt ein Ereignis passiert, dann hat man die Möglichkeit persönlich Zeugen kennen zu lernen und diese zu befragen. Oder man verfolgt Foren wo sich Leute, die dabei gewesen sind, sich zu Wort melden. Oder man stellt einfach persönliches Film- und Bildmaterial zu einem Ereignis in Netz. Das Internet hat die Menschen einen großen Schritt näher gebracht zur wirklichen Demokratie. Doch nicht alle Menschen sind über diese Entwicklung erfreut. Deswegen wird seit geraumer Zeit versucht, die Rechte und Möglichkeiten der Menschen im Internet erheblich einzuschränken. Unter dem Vorwand von Urheberrechtsverletzungen oder Piraterie versucht man Verordnungen wie beispielsweise ACTA durchzusetzen. Dies würde letztendlich dazu führen, dass man sämtliche Kritik und freie Meinung aus dem Internet entfernen könnte. Die Menschen würden sich dann wieder im Jahre 1991 befinden, wo man sich nur über die öffentlichen Nachrichtenagenturen informieren könnte. Das wäre für die Menschen ein gewaltiger Rückschritt, da die Wahrheit nie greifbarer war als zu Zeiten des freien Internets. Der Kampf um den Glauben im Internet hat schon lange begonnen. Und die Mittel, die eingesetzt werden sind gewaltig. In manchen Fällen werden auch mal Seiten oder Filmmaterial zensiert bzw. entfernt. Gewisse Interessengruppen setzen auch bezahlte Forenschreiber ein, um Fehlinformationen zu streuen oder andere Forenteilnehmer zu attackieren. Und wenn man mal eine andere Meinung zu einem großen Ereignis aufweist, als die vorgegebene öffentliche Meinung, dann wird man sehr schnell beleidigt und für nicht zurechnungsfähig erklärt. Mit sachlicher Argumentation hat dies meist nichts mehr zu tun.

Noch nie in der gesamten Menschheitsgeschichte war es den Menschen möglich, so viel an guten Informationen zu beziehen, wie in unserer heutigen Zeit. Jedoch ist die Masse, der zur Verfügung stehenden Informationen im Internet so groß, dass sich darunter natürlich auch eine Vielzahl von Fehlinformationen befinden. Man sollte daher immer mit gesunden Menschenverstand abwägen, ob alle Informationen logisch und schlüssig sind, oder ob eventuell irgendwelche Interessen dahinter stehen.

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IV. Manifestation von Wahrheiten in unserer Gesellschaft

Eine wichtige Frage, die man sich stellen sollte, lautet: "Wie manifestiert sich die Wahrheit in unserer Gesellschaft?" Vielleicht sollte die Frage auch besser lauten, wie sich der Glaube in der Gesellschaft manifestiert, da nicht immer die Wahrheit vorliegt. Anhand zweier Gedankenspiele werden wir schnell erkennen, wie sich die allgemeine Wahrheit in den Grundgerüsten dieser Welt verewigt.

Nehmen wir mal an, ein Prophet mit weißem Haar aus der Vergangenheit würde auf die Erde zurückkehren. Er würde alle deutschen Nachrichtenmagazine auffordern, nur mit Fotoapparaten bestückt, zu einem Treffpunkt am See zu erscheinen. Sobald sich alle Reporter versammelt haben, taucht der Prophet auf. Begrüßt recht herzlich alle Teilnehmer und begibt sich auf den direkten Weg zum See. Doch statt wie nach unseren bekannten Gesetzen unter zu gehen läuft der Prophet übers Wasser und winkt den Reportern mit erhobener Hand neben dem Kopf zu. Die Menge ist außer sich und hält dieses Wunder auf Bildmaterial fest. In der Redaktion angekommen, wollen alle Reporter ihren Vorgesetzten sprechen, um dieses unglaubliche Ereignis auf die Titelseite bringen zu können. Doch statt erfreut zu sein, rennt der Vorgesetzte zum Telefon und verschwindet für etliche Minuten. Im Anschluss bittet der Vorgesetzte seinen eifrigen Reporter ins Büro, wo er diesem erklärt, dass diese Geschichte nicht veröffentlicht werden darf. Ferner muss der Reporter unterschreiben, dass er dieses Ereignis für sich behalten werde, da sonst eine Geld- und Gefängnisstrafe drohe. So oder ähnlich wird es sich dann auch bei den anderen Nachrichtenmagazinen ereignet haben.

Wird sich dieses Ereignis als Wahrheit in unserer Gesellschaft manifestieren?

Nein! Dadurch, dass die Presse nicht darüber berichten und der Wikipedia Eintrag dazu immer wieder entfernt wird, besteht keine Chance, dass dieses Ereignis als Wahrheit in der Gesellschaft aufgenommen wird. Des Weiteren werden die Menschen, welche dennoch darüber erzählen immer komisch angeschaut. Nun zur unserer zweiten fiktiven Geschichte.

Wissenschaftler benutzen afrikanische Menschen dazu, um neue Mittel gegen Krankheiten zu testen. Die verschiedenen Präparate stammen aus wissenschaftlichen militärischen Einrichtungen. Durch ein Versehen wird ein Virus in Umlauf gebracht, der sich rasant ausbreitet. Die Regierenden, die militärische Führung und die verantwortlichen Wissenschaftler beratschlagen die nächsten Schritte. Das Ereignis wird absichtlich verfälscht an die Medien weitergegeben und am nächsten Tag erscheint in allen Nachrichtensendungen die Meldung, dass ein neuer gefährlicher Virus in Afrika entdeckt wurde. Man vermutet, dass eine seltene Moskitogattung dafür verantwortlich sei. Verschiedene Experten bestätigen den natürlichen Ursprung des Virus.

Wird sich dieses verfälschte Ereignis als Wahrheit manifestieren?

Ja. Es besteht kein Zweifel, da alle Medien darüber berichtet haben. Der Eintrag bei Wikipedia wurde schon vor dem Ereignis erstellt. Diese unwahre Begebenheit wird nun Teil unserer Geschichte. Die Macht der Medien macht es möglich. Niemand würde zweifeln und alle bzw. die meisten Menschen würden der Geschichte glauben schenken.

Diese Beispiele sollten lediglich verdeutlichen wie Geschehnisse, egal ob wahr oder unwahr, zum Teil der Wirklichkeit in unserer Gesellschaft werden. Erst wenn in den großen Tagesblättern erscheint "es war so und so und nicht anders" und gleichzeitig ein perfekt arrangierter Beitrag mit 10.000 Wörtern bei Wikipedia vorliegt, erst dann besteht die Möglichkeit, dass es den Weg in die Geschichtsbücher findet! Vielleicht stimmt ja wirklich alles, was in den Medien erzählt wird. Oder vielleicht auch nicht. Doch auch wenn man den seriösen Medien vollständig vertrauen würde, wie kann man sicher sein, dass deren enthaltenen Informationen immer stimmen? Wer nach der Wahrheit sucht und hartnäckig an ihr dran bleibt, wird auch irgendwann diese finden.

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V. Das Vertrauen in die Presse

Jeder Mensch wächst in einem unterschiedlichen Glaubenssystem auf. Oftmals verhält man sich neuen Bekanntschaften gegenüber ziemlich skeptisch . Ein Fremder muss sich erst bewähren, bevor man diesen als Freund in den privaten Kreis aufnimmt. Meist ist dafür eine gewisse Zeitspanne notwendig, gekoppelt mit Treffen, die als angenehm empfunden worden sind. Mann tauscht sich aus und die gewohnten Fragen- / Antwortspielchen finden statt. Oder man diskutiert angeregt über Themen, die einen gemeinsam interessieren. Irgendwann ganz plötzlich verschwindet das Gefühl der Fremde gegenüber unserem neuen Freund. Und es kommt einem so vor, als ob man diesen neuen Bekannten schon ewig kennen würde. Dies ist dann der Zeitpunkt, wo man einem neuen Menschen Vertrauen schenkt. Der weitere Zeitverlauf wird dann zeigen, ob sich dieser dann auch weiterhin behaupten wird. Denn das gewonnene Vertrauen einem Menschen gegenüber, kann sich auch wieder ganz schnell verflüchtigen. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange man eine Person kennt. Es reicht oftmals aus, wenn man herausfindet, dass sehr persönliche Dinge einfach so weiter erzählt worden sind oder man feststellt, dass man vorsätzlich belogen worden ist. In den meisten Fällen wird man derart gekränkt sein, dass man den Kontakt abbricht. Wenn es situationsbedingt nicht geht, weil es sich beispielsweise um einen Arbeitskollegen handelt, wird man zukünftig sehr reserviert mit diesem Menschen umgehen und vermeiden persönliche Informationen preis zu geben. Menschen sind leicht zu verletzen, gerade wenn es um das Vertrauen geht. Das Vertrauen ist eine wertvolle Gabe, die man nicht missbrauchen sollte. Und einem Menschen, der uns belogen hat, wird man so schnell nicht wieder glauben.

Doch wie verhält es sich nun mit unserem Vertrauen der Presse gegenüber? Prinzipiell sind Menschen zunächst einmal gutgläubig. Das heißt, man wächst in einem System auf, an das man glaubt. Später erfährt man, dass es Institutionen für Menschen gibt, die dafür vorgesehen sind, die Bevölkerung mit Nachrichten aus aller Welt zu versorgen. Das ist allgemein eine tolle Sache, wird man denken, da man selber keine Möglichkeit hat, die Nachrichten aus aller Welt zu sammeln. Die Medien versorgen uns täglich mit Nachrichten und man kann diese auf unterschiedliche Weise abrufen. Doch wieso vertrauen wir diesen Informationen oftmals uneingeschränkt? Hängt das mit der Gutgläubigkeit der Menschen zusammen? Es kommt auch mal vor, dass der eine oder andere Mensch selber feststellt, dass bestimmte Nachrichten nicht der Wahrheit entsprachen. Im privaten Umfeld würde die Enttarnung einer Lüge, wie im oberen Abschnitt beschrieben, gravierende Konsequenzen nach sich ziehen. Doch was das Vertrauen der Menschen in die Medien angeht, entschuldigen viele Menschen solche Ausrutscher in der Nachrichtenwelt. Woran liegt das? Zum einen ist es oftmals so, dass man bestimmte Meldungen nicht personifizieren kann. Das heißt, der Urheber einer Nachricht ist oftmals nicht ermittelbar oder greifbar. Zum anderen kann es ja wirklich vorkommen, dass der Presse absichtlich Fehlinformationen zugespielt worden sind. Obendrein schenken wir bestimmten Nachrichteninstituten mehr und anderen weniger Vertrauen.

Von Grund auf sollte man sich nur der Tatsache bewusst sein, wie mächtig die Apparatur der Medien ist. Wir leben in einer Welt mit vielen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen und Glaubensvorstellungen. Und darunter existieren auch Länder, welche das Instrument der Medien mehr oder weniger missbrauchen. Es wird vorgegeben, woran die Menschen glauben sollen und woran nicht. Informationen, die ein System ins schlechte Licht bringen, werden nicht veröffentlicht. Es werden Ängste und Stimmungen produziert, die es den Regierenden ermöglichen, die Grundrechte der Menschen nach Belieben zu ändern oder anzupassen. Ich sage nicht, dass es in allen Ländern so der Fall ist, dennoch ist es nie verkehrt eine gewisse Skepsis beim Konsum von Nachrichten mitzubringen. Wird einem eine undefinierte Masse zum Essen serviert, so ist es selbstverständlich, dass man nachfragt, worum es sich bei dem Gericht handelt. Erst dann wird man in Erwägung ziehen, das Essen eventuell zu sich zu nehmen. Genauso sollte man bei der Aufnahme von Nachrichten verfahren. Jedoch ist es jedem selber überlassen, ob man alles bedenkenlos ohne nachzufragen schluckt oder ob man die Energie aufbringt, die Ereignisse zu sehen, wie sie eventuell wirklich sind. Das bedeutet nicht im Umkehrschluss, dass alle Nachrichten, die uns übergeben werden der Unwahrheit entsprechen. Der Wettervorhersage und den Lottozahlen kann man ruhig vertrauen, auch wenn in diese Angaben keine Garantie auf Richtigkeit gewährleistet wird.

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VI. Scheinwelt

Heute habe ich meinen besten Anzug mit roter Krawatte angezogen. Ich sitze im Dunkeln, als plötzlich grelles Licht die vollständige Umgebung erhellt. Vor mir erscheint ein roter leuchtender Punkt und ich fange langsam mit deutlicher Stimme an, den Text vom Prompter abzulesen. Meine Augen sind weiterhin auf die Kamera gerichtet, damit man den Zuschauern das Gefühl gibt, man würde direkt in deren Augen schauen. Unnötige Körperbewegungen versuche ich zu vermeiden. Ich habe ein gutes Gefühl beim Vorlesen der Nachrichten, auch wenn ich dem Inhalt nicht Folgen kann, da ich mich auf eine korrekte Wiedergabe konzentrieren muss. Nach 15 Minuten ist der Spaß vorbei und ich kann mich endlich auf den Heimweg machen. Zu Hause angekommen, mache ich mir erstmal einen Kaffee mit einem guten Schuss Milch. Man hat mir immer erzählt, dass Milch sehr wichtig sei, für eine ausgewogene Ernährung. Auch wenn ich im Nachhinein erfahren habe, dass 75% der Menschen gar keine Milch verträgt. Japan gehört zu dem Land mit der höchsten Lebenserwartung. Wie machen die das bloß ohne Milch?

Ich verwerfe den Gedanken, da ich gleich einen Termin mit einer Maklerin habe. Ich steige erneut in den Wagen und nach einer halbstündigen Fahrt stehe ich vor einem leer stehenden Einfamilienhaus. Kaum aus dem Wagen ausgestiegen, begrüßt mich auch schon eine aufgetakelte Maklerin. Sie riecht wie eine komplette Parfümerie und ich frage mich, ob meine Geruchsnerven am nächsten Tag wieder funktionieren würden. Die Maklerin prasselt wie ein Maschinengewehr auf mich ein, während ich ihre blond gefärbten Haare, bunte Plastikfingernägel und gesunde Solariumbräune bewundere. Was ist an dieser Frau noch natürlich? Oh, anscheinend hat sie mir gerade eine Frage gestellt, ich bitte sie ihre Frage zu wiederholen, da ich gerade gedanklich anderswo gewesen wäre. Letztendlich habe ich den Vertrag für das Haus unterzeichnet. Ich bin nun stolzer Besitzer eines Grundstücks inklusive Haus. Komisch, dass mir nun ein Stück Erde gehört... Ich betrete mein zukünftiges Heim und erschauere, da noch keine Tapete und kein Boden gelegt wurde. Das sieht doch ziemlich befremdlich aus. Doch sobald man ein bisschen Tapete an die Wände gebracht und Laminat verlegt hat, sieht es direkt viel gemütlicher aus, auch wenn darunter immer noch der hässlich kalte Beton lauert. Aber so sind viele Menschen eben. Sobald man etwas nicht mehr sieht, interessiert es einen nicht mehr. Wie dieses Unglück in Japan, ähm wie hieß diese Stadt nochmal? Fukujama? Egal!

Ich schaue auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass mir genau 23 Minuten bleiben, bevor der Lebensmittelladen um die Ecke schließt. Ich sprinte rein und schnappe mir einen Einkaufswagen. Schmeiße so schnell wie es geht meine Standardwaren rein und stelle mich an der Schlange zur Kasse an. Aus Langeweile greife ich nach einem künstlichen amerikanischen Schokomüsli-Riegel und beginne die lange Zutatenlisten in Mikroschrift zu studieren. Als ich zum zweiten Mal beim Lesen in den Zeilen verrutsche, lege ich den Riegel frustriert bei Seite. Endlich bin ich an der Reihe, allerdings ärgere ich mich gerade darüber, dass ich meine Tragetasche für den Einkauf wieder mal vergessen habe. Genau wie die anderen Einkäufer vor mir auch. Also muss ich wieder mal zu einer neuen Plastiktüte greifen. Naja, was macht denn schon eine Plastiktüte mehr oder weniger aus, wenn zwischen Kalifornien und Hawaii 3 Millionen Tonnen Plastikmüll, so groß wie Mitteleuropa, umher treiben. So, den Einkauf erledigt und nun schnell zu meinem alten Heim. Ich freue mich schon auf die Nachrichten, die mein Kollege präsentieren wird. Schließlich will ich ja auch erfahren, was alles so in der Welt geschieht.

Meine alte Wohngegend ist nicht so schön wie die neue. Noch 3 Monate muss ich in diesem mehrstöckigem Gebäudekomplex leben. Mittlerweile ist es schon dunkel geworden und überall flackert das hypnotische Licht von den Fernsehern. Man kann an der Flackerfrequenz sofort erkennen, wer sich die gleichen Sendungen anschaut. Gerade noch rechtzeitig schalte ich meine riesige Wahrsagerkugel ein. Uij ein Vorfall hat sich in einem französischem Kernkraftwerk ereignet. Es bestünde allerdings keine Gefahr für die Umwelt und die dort lebende Bevölkerung. Puuh, das ging ja nochmal gut. Im Anschluss wird verkündet, dass die NATO einen Militäreinsatz im Nahen Osten plane, da ein Land Terroristen unterstützen würde. Diese Plage von Terroristen scheinen sich ja schneller zu vermehren, wie die Kakerlaken.... Aaah das Wetter! Endlich mal was Erfreuliches, morgen wird den ganzen Tag die Sonne scheinen. Welch perfekter Tagesabschluss, um ins Bett zu gehen...

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