Generation Bildschirm

Die Aussage "Früher war alles besser" hört man häufig von vielen älteren Menschen, wenn sie auf die vergangenen Tage ihres Lebens zurückblicken. Doch ohne vorschnell ein Urteil abzugeben, kann man mit Sicherheit festhalten, dass Gewohnheiten und Abläufe des Menschen einem permanenten Wandel unterliegen. Mitverantwortlich für diese Entwicklung sind zum Teil die technischen Innovationen, die sich im privaten Umfeld als auch im Arbeitssektor als fester Bestandteil in unserer Gesellschaft etabliert haben. Für viele Menschen wäre heute ein Leben ohne Internet, Smartphone, Fernseher, PC und Spielkonsole schlichtweg undenkbar.

Doch auch ohne die angesprochenen Errungenschaften besaßen die Menschen früher ihre geregelten Abläufe im Alltag. Statt sich nach der Arbeit mit einem Unterhaltungsgerät zu vergnügen, beschäftigten sich die Menschen mehr miteinander, lasen in ihrem stillen Kämmerlein ein Buch oder frönten einer künstlerischen Neigung. Zugleich wurden nahezu sämtliche berufliche Tätigkeiten manuell verrichtet. Bauzeichner mussten beispielsweise ihre Entwürfe noch von Hand kreieren. Verträge, Angebote, Rechnungen und Statistiken wurden handschriftlich oder mittels einer Schreibmaschine erstellt. Aufgrund der gewünschten Nachfrage und dem ständigen Druck nach Optimierungen, um die Produktivität zu steigern, ließen die technischen Errungenschaften nicht lange auf sich warten. Nach Eintritt des digitalen Zeitalters sollte sich das Bild der Gesellschaft radikal verändern.

Die digitale Vernetzung gab den Menschen vielerorts die Möglichkeit sich miteinander auszutauschen oder zu informieren. Die massive Verbreitung von elektronischen Unterhaltungsmedien führte zu einem Austausch unserer alten Gewohnheiten und Interessen. Statt sich einem guten Buch zu widmen, greifen viele Menschen auf Unterhaltung durch Fernsehen oder andere Medien zurück. Brettspiele scheinen ein Relikt aus der Vergangenheit zu sein, da Kinder oftmals lieber ihre Zeit mit einem virtuellen Spiel verbringen. Immer mehr Menschen beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit dem Internet, anstatt einen Fuß vor die Türe zu setzen. Zu guter Letzt sorgte die Einführung des Smartphones dazu, dass man rund um die Uhr, auch wenn man unterwegs sein sollte, mit Mitmenschen und dem Internet verbunden ist. Trotz der Vorteile, die die Technik mit sich bringt, sollte man dennoch nicht aus den Augen verlieren, dass sich das einstige Leben der Menschen komplett verändert hat.

Sind wir auf die Welt gekommen, um den größten Teil unserer wertvollen Zeit permanent auf einen Bildschirm zu starren?

Anscheinend schon!? Die meisten Büroarbeiten werden heutzutage mit Hilfe eines PCs verrichtet. Wenn man im Anschluss an die Arbeit auch noch den Abend mit dem Fernseher oder PC ausklingen lässt, so hat man den größten Teil seines Tages damit verbracht in eine virtuelle Röhre zu schauen. Man kann gerne darüber streiten, ob diese Tatsache einfach nur absurd oder normal ist.

Sobald man mal selber unterwegs ist, kann man immer häufiger beobachten, wie sich jüngere Menschen mit hängendem Kopf permanent mit einem Smartphone beschäftigen. Es wird darüber kommuniziert, gespielt oder informiert, während die Außenwelt gar nicht mehr wahr genommen wird. Egal ob man sich in der Discothek oder im Urlaub abends am Pool befindet, überall scheinen die Menschen von dem Smartphone infiziert worden zu sein. Vor Schulen fummelt jedes zweite Kind an einem Smartphone herum oder irgendwer spielt ein lustiges Video ab, während der Rest der Gruppe wie gebannt auf den Miniaturbildschirm starrt.

Dieser Trend birgt die Gefahr, dass sich Menschen mehr und mehr in einer virtuellen Welt verlieren. Leben heißt eigentlich etwas selber zu erleben, statt das Erlebte auf einem Bildschirm gedanklich nachzuerleben. Der Suchtfaktor und die Abhängigkeit scheinen enorm zu sein. Viele Entscheidungen werden schon gar nicht mehr selber getroffen, sondern man befragt mal eben eine App, ob es Sinn macht einen Regenschirm mitzunehmen oder nicht.

Wie wird da die Zukunft der "Generation Bildschirm" aussehen? Werden wir in 23 Jahren auf automatisch gesteuerten Luftkissen gleiten, während wir auf ein 3D-Hologramm starren und mittels unserer Gedanken den Bordcomputer fragen, welchen nächsten Schritt im Leben wir durchführen sollen?

Nicht das mich jemand falsch versteht, ich bin kein Gegner von modernen Kommunikationsgeräten. Aber man sollte sich meiner Meinung nach nicht ständig von digitalen Geräten ablenken und beeinflussen lassen. Wie bereits erwähnt findet das reale Leben außerhalb des Bildschirms statt. Gerade Kinder sind sehr anfällig für virtuelle Welten, daher tragen Eltern eine besondere Verantwortung dafür, dass die Abhängigkeit und Sucht ihrer Kinder nicht unkontrolliert ausartet. Ansonsten ist jeder selber für seinen virtuellen Konsum verantwortlich. Wenn ich zum Beispiel hinausgehe, lasse ich in der Regel mein Smartphone zuhause, damit ich nicht in die Verlockung der Ablenkung gerate und ich mich voll und ganz meinem Unternehmen widmen kann. Wenn die Benutzung der Technologien innerhalb eines vernünftigen Rahmens liegt, bleibt einem immer noch genügend Zeit die Welt um sich herum bewusst wahrzunehmen. Denn dort findet das wirkliche Leben statt!

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